Den Einwohnern im Raum Erkelenz einen zentralen Ort bieten, um regionale Erzeugnisse einzukaufen – das ist das Konzept der Hofläden Buscherhof und Jansen aus Erkelenz und Hetzerath. Die Idee kommt bei den meisten sehr gut an, doch leider gibt es auch Menschen, die die gute Absicht und das Vertrauen ausnutzen. Vor welche Herausforderungen die Betreiberinnen und Betreiber gestellt werden und weshalb einer der beiden Läden nun dauerhaft schließt, haben wir in einem persönlichen Gespräch erfahren.

Tat wurde von der Überwachungskamera aufgezeichnet

Durch Zufall sind wir auf den Fall, den eine Überwachungskamera aufgezeichnet hat, aufmerksam geworden. Darauf zu sehen ist ein Mann, der am selben Abend in beiden Läden Waren im Wert von insgesamt über 60€ mitgehen ließ und zusätzlich die Kassenschublade einer der beiden Läden beschädigte. Im Zuge dessen haben wir die Betreiber der beiden Hofläden kontaktiert und wurden prompt zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Dieser Einladung sind wir gefolgt und haben dort die Geschichte der beiden Hofläden kennengelernt.

Hofladen-Leidenschaft als Nebenjob

Die Betreiber sind gut miteinander befreundet und haben beide Läden neben ihrem Vollzeitjob zusammen aufgebaut. Der Hofladen Buscherhof machte den ersten Schritt und begann vor rund fünf Jahren mit dem Verkauf von Eiern aus der eigenen Hühnerzucht. Dies stieß bei den Erkelenzern auf regen Zuspruch, sodass schon bald Eier hinzugekauft werden mussten, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich der Buscherhof zu einem echten Geheimtipp in der Gegend. Infolgedessen wurde das Hofladen-Sortiment um Produkte wie Fleisch, Kartoffeln, Brot, Milchprodukte jeglicher Art und vieles mehr erweitert. Besonders hohen Wert legen die beiden Läden auf die Herkunft sowie die Qualität der Erzeugnisse. „Wir informieren unsere Kunden gerne darüber, woher die angebotenen Produkte stammen. Der Bezug zu regionalen Erzeugern ist uns besonders wichtig“, so Sven vom Hofladen Buscherhof. „Wir verkaufen nur das, was uns selber auch schmeckt“, ergänzt Jenni vom Hofladen Jansen.

Einen Blick in den Hofladen Jansen in Hetzerath. Foto: hnsbrg.de

Ein Laden ohne Personal und rund um die Uhr geöffnet

Sowohl der Hofladen Buscherhof als auch der Hofladen Jansen sind an sieben Tagen in der Woche geöffnet. In beiden Läden gibt es kein Personal. Der Verkauf beruht vollkommen auf Vertrauen. Die Kunden wählen die gewünschten Produkte aus und zahlen den ausgeschilderten Preis selbstständig. Gezahlt werden kann auf verschiedene Weise: Zur herkömmlichen Bezahlung mit Bargeld steht eine Wechselgeldkasse bereit. Wer alternativ lieber bargeldlos zahlt, kann dies über das bereitgestellte Kartenlesegerät tun. Sogar die Bezahlung via PayPal wird angeboten. Hier ist garantiert eine passende Zahlungsmethode für jeden dabei.

Die Gefahr des freien Verkaufs

Leider wird das Vertrauen der Betreiberinnen und Betreiber teilweise schamlos ausgenutzt. Einige Kunden vertun sich leider zugunsten der eigenen Brieftasche. Andere wiederum schaffen es richtig zu zahlen, lassen jedoch beim Herausgehen weitere Waren unbezahlt mitgehen. Darüber hinaus besaßen einige Kunden die Dreistigkeit, mit dem Versprechen, Waren zu einem späteren Zeitpunkt via PayPal zu bezahlen, den Besitzern ins Gesicht zu lügen. Es gab sogar einen Dieb, der wohl sagte „Ruft doch die Polizei und zeigt mich an, ich habe sowieso noch Tage im Knast offen“. Dass Produkte gänzlich unbezahlt mitgenommen wurden, war leider kein Einzelfall. Aus der Leidenschaft zum Hofladen heraus wurden derartige Vorkommnisse zähneknirschend hingenommen. Doch in den letzten Wochen häuften sich diese Vorfälle.

Kassenbereich mit Taschenrechner, Notizblock, Wechselgeldkasse und Kartenlesegerät. Foto: hnsbrg.de

Zwei Diebstähle an einem Abend

Das Ereignis vom 6. August brachte das Fass endgültig zum überlaufen. Ein mittlerweile bekannter männlicher Täter spazierte am Samstagabend gegen 21:00 Uhr in den Hofladen Jansen in Hetzerath. Dort stahl er neben Fleischwaren Bargeld im Wert von 40 Euro. Kurze Zeit später, gegen 21:40 Uhr tauchte derselbe Täter auf der Überwachungskamera des Hofladens Buscherhof auf. Dort zusehen ist, wie der Mann die Schublade der Kasse aufbricht und einen Geldbetrag in Höhe von 15 Euro entwendet. Verständnis haben die Besitzerinnen und Besitzer hierfür keines. „Wir wären die Letzten, die hilfsbedürftige Menschen wegschicken würden“, teilt Ruth vom Buscherhof mit. Produkte, die noch genießbar, jedoch nicht mehr für den Verkauf geeignet sind, werden gespendet.

Aufgebrochene Kassenschublade im Hofladen Buscherhof in Erkelenz. Foto: hnsbrg.de

Die Notbremse für einen Hofladen

Obwohl der Täter überführt ist, haben sich Ruth und Sven vom Buscherhof gegen die Fortführung Ihres geliebten Hofladens entschieden. An der Entscheidung ändert auch der Zuspruch der Erkelenzer Stammkunden nichts mehr.

Die Beliebtheit des Hofladens war allein anhand der vielen positiven Einträge im Gästebuch sichtbar. Foto: hnsbrg.de

Für den Fortbestand der Idee des Hofladens im Kreis Heinsberg wünschen sich Ruth und Sven nun die Unterstützung, den Respekt und die Ehrlichkeit gegenüber den anderen Hofläden, wie etwa den von Guido und Jenni. Denn der Hofladen Jansen, welcher im Februar dieses Jahres eröffnet worden ist, macht weiter.