Mit dem am 18. März verabschiedeten Masterplan des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler ist der Weg frei für eines der größten Zukunftsprojekte der Region: den rund 2.200 Hektar großen See, der ab 2036 mit Rheinwasser befüllt werden soll. Besonders die Stadt Erkelenz wird stark von der geplanten Entwicklung profitieren.
„Der See wird ab 2036 über die Rheinwassertransportleitung mit Wasser aus dem Rhein befüllt“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Die geplante Wasserfläche wird dabei mehr als doppelt so tief sein wie der Lambertusturm hoch ist – ganze 165 Meter. Die Dörfer Keyenberg, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath und Kuckum sowie Holzweiler werden zukünftig direkt an den See grenzen. Auf der Ostseite wird die Autobahn 44n entlangführen.
Ein Drittel Jahrhundert soll die Befüllung dauern, doch schon früher ist mit sichtbaren Veränderungen zu rechnen. „Erste Nutzungen sollen ab Anfang der 2040er Jahre bereits möglich sein“, so der Zweckverband. Die Internationale Gartenausstellung (IGA), die 2037 rund um das entstehende Gewässer stattfinden wird, ist ein Meilenstein auf dem Weg dorthin.
Der Masterplan ist das Ergebnis eines einjährigen Beteiligungsprozesses mit rund 3.000 Teilnehmern einer Online-Befragung sowie öffentlichen Werkstätten und geführten Touren. „An den im Herbst 2024 geführten Touren entlang des zukünftigen Sees nahmen etwa 200 Personen teil“, berichtet das Amt für Strukturwandel der Stadt Erkelenz.
Für Erkelenz selbst sind umfangreiche Maßnahmen geplant: Ein Seerundweg soll Keyenberg und Holzweiler miteinander verbinden und Rad- sowie Fußgängern offenstehen. Keyenberg erhält einen lokalen Strandzugang und einen Weg zur Seepromenade. In Holzweiler soll einer von drei Sportboothäfen entstehen. Dort sind außerdem Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und ein Wohnmobilstellplatz geplant. Auch ein Aussichtspunkt und ein Dokumentationszentrum zum Thema Tagebau sollen errichtet werden.
Ein zentrales Ziel bleibt der Einklang von Nutzung und Natur. Rund 16 Prozent des 20 Kilometer langen Ufers sind für Tourismus, Siedlungen und Infrastruktur vorgesehen, über 50 Prozent bleiben naturbelassen. Der Rest wird als Freifläche, etwa für landwirtschaftliche Nutzung, ausgewiesen.
Bis 2035 sollen die Uferbereiche fertiggestellt sein, bevor 2036 die Flutung beginnt. „Bereits im Jahr 2041 aber wird der See zur Hälfte geflutet sein, dann ist auch eine Nutzung der Wasseroberfläche möglich“, heißt es im Planungsdokument. Der finale Wasserstand ist aktuell für das Jahr 2066 geplant.
Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler vereint die angrenzenden Städte Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Grevenbroich und die Gemeinde Titz. Unterstützt wurde die Planung von namhaften Planungsbüros und Landschaftsarchitekten wie RHA Reicher Haase Assoziierte und Club L94.
Die Region steht vor einem gewaltigen Wandel – und dieser beginnt bereits heute. Der neue See soll nicht nur ein Natur- und Freizeitparadies werden, sondern auch ein Symbol für Strukturwandel, Nachhaltigkeit und gemeinsame Entwicklung im Rheinischen Revier.